Sylvia, Vorsitzende FE-Netz e.V.

Mein Name ist Sylvia Giese-Kreutzer, ich bin 1969 geboren und lebe zusammen mit meinem Mann und unserem Sohn in NRW (EN-Kreis).

Ich wollte immer Mutter werden und als ich mit 36 meine erste Fehlgeburt hatte, hieß es von allen Seiten, das ist nicht ungewöhnlich und passiert vielen Frauen, versuchen Sie es einfach wieder.

Erst mit 40 gingen wir schließlich in eine Kinderwunschklinik – gegen den Rat meiner Gynäkologin, die auch nach Jahren ohne eingetretene Schwangerschaft meinte, dass wir es einfach weiter versuchen sollten. In der Kinderwunschklinik wurde uns das volle Programm angeboten. Nach diversen Behandlungen, in denen nicht eine Schwangerschaft eintrat, zog mein Mann die Notbremse, da er sah, dass es mir psychisch von Behandlung zu Behandlung schlechter ging. In einem letzten Gespräch mit der Kinderwunschpraxis erklärte uns ein junger Arzt, dass die Wahrscheinlichkeit einer Schwangerschaft mit meinen Eizellen bei unter 1% liegen würde und riet uns, zur Eizellspende zu wechseln.

Weder mein Mann noch ich hatten je von Eizellspende gehört und so versuchten wir uns im Internet zu informieren. Parallel dazu informierten wir uns über die Möglichkeit einer Adoption, doch unser Alter machte jede Hoffnung dazu zunichte.

Für mich war die Eizellspende die einzige Möglichkeit auf ein eigenes Kind. Und so kontaktierten wir eine Klinik in Spanien. Drei Behandlungen und zwei Fehlgeburten später, wechselten wir die Klinik und gingen nach Tschechien. Dort wurde ich mit Zwillingen schwanger, aber auch diese Schwangerschaft endete wieder in einer Fehlgeburt. Damit war unser Traum auf ein eigenes Kind zu Ende, weder mein Mann noch ich hatten die Kraft für eine weitere Behandlung. Aber ich war nicht in der Lage abzuschließen und als dann, eigentlich eher zufällig, eine Grunderkrankung bei mir festgestellt wurde, die die ganzen Fehlgeburten erklärte, überredete ich meinen Mann zu einer letzten Behandlung. Diese brachte uns 2015 unseren Sohn, die Versuche für ein Geschwisterkind waren leider negativ.

Seit 2015 treffen wir uns mit anderen Familien, die ihre Kinder mit Hilfe einer Eizell- oder Embryonenspende bekommen haben. Dieser Austausch ist für mich sehr wichtig, gerade auch im Hinblick auf meinen Sohn. Er soll in dem Bewusstsein aufwachsen, dass die Eizellspende nichts Schlechtes ist und mit anderen Kindern, die die gleiche Geschichte haben, groß werden.

Wir gehen offen mit der Eizellspende um. Unser enges Umfeld war von Anfang an aufgeklärt und auch Ärzte, Therapeuten wurden und werden frühzeitig über die fehlende genetische Verwandtschaft zwischen mir und meinem Sohn informiert. Dass mein Sohn über seine Entstehungsgeschichte aufgeklärt ist, ist selbstverständlich.

Ich wünsche mir, dass alle Familien stolz und ohne Scham zu der Familienbildung mit Hilfe einer Eizell- oder Embryonenspende stehen können. Um das zu erreichen, ist die Legalisierung der Eizellspende in Deutschland ein wichtiger Schritt.

Marion, stellvertretende Vorsitzende FE-Netz e.V.

Hallo, mein Name ist Marion Leuchtmann, ich bin Jahrgang 1979 und lebe mit meinem Mann und unseren beiden Töchtern im Kreis Warendorf.

Bereits mit Anfang 20 blieb meine Periode aus und ich erhielt die Diagnose: vorzeitige Wechseljahre. Bis eine Vertretung meiner Gynäkologin beiläufig die Möglichkeit der Eizellspende erwähnte war ich in dem Glauben, niemals ein eigenes Kind haben zu können. Allerdings verspürte ich zu diesem Zeitpunkt keinen Kinderwunsch oder vielleicht war er durch die Diagnose und die Art der Übermittlung auch nur immer unterdrückt geblieben.

Als ich dann mit Anfang 30 meinen Mann kennenlernte und das Thema Kinder doch aktuell wurde, wandten wir uns zuerst an eine Kinderwunschklinik in Deutschland. Hier wurden mir die vorzeitigen Wechseljahre noch einmal bestätigt und der behandelnde Arzt sagte uns direkt, dass ich nur durch Eizellspende schwanger werden könnte.

Heute denke ich oft, dass wir wirklich Glück hatten, dass uns eine langjährige Kinderwunschodyssee in Deutschland wenigstens erspart blieb. So machten wir uns nach einiger Recherche im Internet auf den Weg ins europäische Ausland. Leider endeten alle drei Versuche negativ und ich fiel in ein ziemliches Loch. Besonders der erste Versuch, in den ich so optimistisch gestartet war und der so abrupt mit einer Abbruchblutung endete, brachte mich emotional an meine Grenzen.

Durch den Austausch in einem Kinderwunschforum schöpfte ich noch einmal neuen Mut für eine weitere Behandlung in einem anderen Land. Gleich im ersten Versuch wurde ich schwanger und 2018 kam unsere erste Tochter zur Welt. Auch der Geschwisterversuch war sofort positiv und 2020 wurde unsere zweite Tochter geboren.

Ich werde oft gefragt, ob ich die Versuche in dem anderen Land bereue. Das kann ich mit einem klaren Jein beantworten. Denn vielleicht brauchte mein Körper die Hormongaben aus diesen Behandlungen, um sich zu erinnern, dass er in der Lage ist ein Kind in sich wachsen zu lassen. Oder es war nicht die passende Zeit oder nicht die passenden Eizellen. Aber im Nachhinein ist das auch zweitrangig, denn wir sind mit zwei gesunden Mädchen gesegnet, und die beiden sollen von dem Weg erfahren, den wir gegangen sind, damit sie zu uns kommen und wir eine Familie werden konnten.

Mir liegt die Aufklärung unserer Kinder sehr am Herzen und ich hoffe, dass sich die politische Situation in Deutschland bald ändern wird, und wir dazu beitragen können. Die Familienbildung mit Hilfe Dritter sollte eine Selbstverständlichkeit sein und niemanden, weder die behandelnden Ärzte noch die Frauen, in juristische, ethische oder moralische Bedrängnis bringen.

Anja, Kassenwartin und Vorstandsmitglied FE-Netz e.V.

Ich bin Anja Lange und lebe zusammen mit meinem Mann und meinen beiden Söhnen in Bonn.

Mit Mitte 20 wurden bei mir bereits eine Ovarialinsuffizienz und eine mangelnde Eizellreifung diagnostiziert. Allerdings schien die Kinderfrage zunächst nicht so hoffnungslos, da die Ärztin durchaus noch eine realistische Chance auf Nachwuchs einräumte. Da ich Mitten in der Prüfungsphase meines Studiums steckte, maß ich der Diagnose seinerzeit keine allzu große Bedeutung bei.

Nachdem ich beruflich Fuß gefasst hatte und dann mit 32 zu meinem Mann zog, stand für uns beide fest, dass wir eine Familie gründen möchten. Ich setzte die Pille ab und nachdem einige Zeit keine Schwangerschaft eintrat, wandte mich an einen Gynäkologen, der uns versicherte, dass alles in Ordnung sei und wir uns Zeit geben sollten. Aufgrund der bereits sehr frühen Unregelmäßigkeiten plagte mich ein ungutes Gefühl, ich wechselte den Arzt und liess das Anti-Müller-Hormon prüfen mit vernichtendem Ergebnis. Die behandelnde Ärztin teilte uns dann mit, dass wir unsere Lebensplanung ändern müssen.

Durch Recherche im Internet stießen wir auf die Möglichkeit der Eizellspende und machten uns auf die Reise zu einem Informationsgespräch in eine Klinik. Die ersten beiden Versuche endeten leider negativ und waren emotional für uns eine große Herausforderung. Im dritten Versuch wurde ich schwanger und wir konnten unser Glück kaum fassen. Als unser Sohn 3 Jahre alt war, haben wir uns nochmal aufgemacht zu eine Geschwisterversuch. Die ersten beiden Versuche endeten jeweils mit einer Fehlgeburt. Nur dem Optimismus meines Mannes ist es zu verdanken, dass wir uns nochmal trauten und im dritten Versuch eine stabile Schwangerschaft eintrat und wir unseren zweiten Sohn begrüßen konnten.

Ich wünsche mir, dass diese Herkunftsgeschichte für Kinder kein Makel bedeutet, dass Paare in Deutschland die nötige Unterstützung bei Informationen zur Eizellspende und der Analyse psycho-sozialer Aspekte bekommen ohne Scham und Heimlichkeit.

Mir ist es ein großes Anliegen, dass wir mit unserem Engagement als betroffene Familien und Expert*innen unserer eigenen Geschichte, zu einem offenen Umgang mit der Eizellspende in Deutschland entscheidend beitragen können.

Vor allem ist mir wichtig, dass Argumente fair ausgetauscht werden, dass sowohl Elternwohl als auch Kindeswohl gleichberechtigt betrachtet werden und ein gesellschaftlicher Diskurs nicht an der gelebten Praxis vorbeigeht.